Was viele von euch vielleicht nicht wissen ist, dass Floristik ein relativ neuer Begriff ist. Früher wurde die Verarbeitung von Blüten, Blättern und anderen Materialien Blumenbinderei genannt.
Die Blumenbinderei hat eine lange Tradition, welche sich im Verlauf der Zeit immer mehr verändert und weiterentwickelt hat.
Bereits die alten Ägypter, später auch die Römer und Griechen, haben Möglichkeiten entwickelt, um Blumen und Blüten unabhängig von der medizinischen Verwendung zu nutzen.
Die Geschichte der Blumenbinderei fing mit Schmuckgebinden an, welche für Opfer- und Grabgaben angefertigt wurden.
Die Griechen machten es sich in der Antike zur Tradition, junge Damen Blumen als Geschenk zu überreichen, um damit die weibliche Schönheit zu huldigen.
In der Antike begannen die Menschen auch, viel Wert auf die Ausschmückung ihrer Umgebung zu legen.
So entstand hier eine erste Art von floralem Tischschmuck.
Es wurde mit Ranken, Weintrauben und Pflanzen zu festen dekoriert.
Einzelne Blüten wurden den Göttern geweiht, feierte man Feste zu deren Ehren, wurde mit diesen Blüten geschmückt.
Bei den Germanen hingegen war es ein Brauch, junge Mädchen mit Blüten und Blumenkränzen zu schmücken. Gerade bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten und hohen Feiertagen, ganz besonders am Fruchtbarkeitsfest.
Während in Europa die Blumenbindekunst zwischenzeitlich etwas eingeschlafen ist, kam in Japan im 6. Jahrhundert etwas ganz Neues in Mode: Ikebana!
Diese Art der Blumenkunst entwickelte sich stetig weiter. Ab dem 15. Jahrhundert gehörte Ikebana sogar als Pflichtlektion zur Ausbildung junger Adeliger.
In Europa kam die Tradition des Blumenschenkens erst ab der Renaissance erneut auf.
Blumen waren nicht für Jedermann erschwinglich. Es galt zur Zeit des Adels als Luxus, seine Räumlichkeiten und Tafeln mit exotischen und nichtheimatlichen Blumen zu schmücken.
Herrschaftshäuser hatten sogar Orangerien, damit die Blüten auch im Winter zur Verfügung stehen konnten.
Es wurden Pracht- und Lustgärten angelegt, die man z.T. auch heute noch bewundern kann.
Auch Schnittblumen wurden in die Vase gestellt. Meist ungeordnet und nur wenige Blüten in hohe Glas- oder Keramikvasen.
Bald gehörte es zur guten Wohnkultur, Räumlichkeiten mit Blumen zu schmücken.
Es wurden spezielle Deckelvasen entwickelt, in denen sich Löcher befanden, um die Blüten in die gewünschte Position zu drapieren.
Die erste Steckhilfe wurde geboren.
Der Blumenstrauß als Zeichen der Vergänglichkeit traf besonders im Barock den Zeitgeist.
Im Barock und Rokoko entstand ein ganz neues Empfinden für Blumen. Zum ersten Mal wurde ein anderes Hilfsmittel zum Blumenstecken benutzt. Tischdekorationen bestanden in dieser Zeit aus Aufsätzen, die mit buntem Sand gefüllt wurden und in die man Blüten, Blätter, Zweige und vieles mehr steckte.
Auch in Obstschalen wurden Blüten dekorativ zwischen das Obst drapiert, sodass daraus ausgefallener Tafelschmuck wurde.
Der Raum selbst wurde zu Festen und Feiern oft mit Girlanden geschmückt.
Zunächst vor allem dem Adel vorbehalten, kam der Blumenstrauß erst im 19. Jahrhundert auch beim Bürgertum in Mode.
Ab dem 19. Jahrhundert spielten Blumen und Pflanzen wieder eine größere Rolle für die Allgemeinheit.
Im Empire-Zimmer z.B. wurden Schnittblumen in schlicht weißen Porzellanvasen aufgestellt.
Topfpflanzen, ganz besonders blühende, fanden zu dieser Zeit einen großen Liebhaberkreis. Sie bekamen ihren Platz vor Fenstern oder auch schön im Raum positioniert.
Zur Biedermeier Zeit war alles klein, zart und zierlich - auch der Blütenschmuck im Zimmer.
Es wurden Sträuße aus kurzstieligen Blumen in dichter Fülle gebunden und mit Bändern verziert.
Auch heute ist der typische Biedermeierstrauß noch allgemein bekannt.
Ende des 19. Jahrhunderts war es Trend, Blumen im Haar, am Hut, am Muff oder an der Schleppe zu drapieren.
Blumenschmuck gehörte ab jetzt auf jede festlich geschmückte Tafel.
Ausgefallene Formen wie das Füllhorn wurden entwickelt, Blumenbinderei wurde immer kreativer.
Auch im bürgerlichen Haus zog der Blumenschmuck mehr und mehr ein. Der wachsende Bedarf und die erhöhte Nachfrage ließ die Blumenbranche aufblühen.
Zur Zeit des Jugendstils entwickelte sich eine ganz neue floristische Richtung: die Formbinderei.
Hierbei wurden Hilfsmittel wie Draht und andere nicht florale Materialen benutzt, um die Blumen als Teil einer dekorativen Gestaltungsweise darzustellen.
Dabei entstanden die interessantesten neuen Formen.
Erst in dieser Zeit entwickelte sich der Strauß als eigenständige, bewusste Form.
Er wurde Bestandteil der Lebenswelt des Bürgertums.
Auch der Gartenbau war nun nicht mehr nur reine Adelsangelegenheit. Private Firmen etablierten sich, die ersten Gärtnereien wurden eröffnet. Sie verkauften ihre neuen Produkte und Ideen an die rasch wachsende Käuferschaft.
Aus der viktorianischen Zeit stammt der Brauch, dass man einer Frau, die man zu einem Ball ausführt, einen Ansteckstrauß überreicht.
Zu dekorativen Zwecken schmückten Blumensträuße seit Ende des 19. Jahrhunderts unsere Innenräume.
Blumenbinderei wird heute Floristik genannt und ist eine kreative Handwerkskunst.
Der Blumenstrauß ist ein gesellschaftlich etabliertes Symbol mit den verschiedensten Bedeutungen, je nach Art und Farbe.
Die Auswahl der Blumen und der Farbe richtet sich immer nach dem Anlass und natürlich nach dem persönlichen Geschmack.
In einem guten Floristikfachgeschäft wird man immer kompetent beraten.
Der Name "Floristik" / "Florist" wird von dem lateinischen Wort Flora abgeleitet.
Die Flora ist die griechische Göttin der Blumen und der Jugend.
Die offizielle Berufsbezeichnung "Florist" wurde erst 1967 in Deutschland eingeführt.
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Helene (Mittwoch, 25 November 2020 17:15)
Dank dir kam ich mit meiner Facharbeit ein ganzes Stück vorran.
Kati (Montag, 31 Oktober 2022 09:49)
Vielen Dank für diese kleine Geschichtsstunde über Blumensträuße! Es war augenöffnend zu sehen, wie lange in der Geschichte die Menschen schon von Blumen fasziniert sind. Ich bin froh, dass Blumengeschäfte nicht nur für den Adel sind und dass wir alle dieses kreative Handwerk genießen können.
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